Ueli

Diese Woche habe ich zufällig einen ehemaligen Arbeitskollegen auf dem Perron stehen sehen und war mir im ersten Moment unschlüssig, ob ich ihn grüssen soll.

Unschlüssig, weil mich solche Begegnungen immer recht viel Kraft kosten – und auch, weil ich weiss, dass der Moment auf dem Weg zur Arbeit für viele, gerade für die mit viel Verantwortung und Verpflichtungen, oft ein heiliger Moment ist.

Ich bin so froh, habe ich ihn angesprochen. Es war eine so schöne Begegnung. Ich habe mich wirklich so gefreut ihn zu sehen und zu hören wie es für ihn im beruflichen Kontext geht. Und sein warmes Interesse an meiner aktuellen Lebenssituation hat mich berührt.

Ein Aspekt bei Post-Covid ist die Belastungsintoleranz – was ganz einfach gesagt bedeutet, dass eine zu grosse Anstrengung und/oder zu viele Reize aufs Mal eine Überlastung auslösen können. Ich bekomme oft auch ganz einfache Dinge in dem Moment nicht mehr zusammengehalten, und oft folgt danach leider auch der «Crash», der tagelang anhalten kann. Gerade Dinge, die aufregend oder inhaltlich komplex sind, überfordern mich schnell. Es gibt auch ganze Themenfelder, die – wenn sie nur an mich herankommen – einen solchen inneren Stress auslösen, dass es zum Crash führen kann. Ich muss immer gut wählen und abwägen, was zu tun und was zu lassen ist, und bin so dankbar, habe ich in dem Moment auf dem Perron die Entscheidung so treffen können, dass ich jetzt noch erfüllt bin von der kurzen Begegnung.