Orientierung

Ich habe grosses Glück, sehr grosses Glück. Dessen bin ich mir bewusst.

Ich bin zwar oft orientierungslos und finde mich nicht mehr zurecht, habe aber immer meine innere Sicherheit, dass ich einen Weg finden werde.

Ich habe ja nicht mich verloren, ich habe nur die verlässliche Möglichkeit verloren, Informationen adäquat zu verarbeiten.

Es kommt leider öfter vor, dass ich irgendwo bin und irgendwo hinmuss, aber nicht genug Konzentrationskraft habe, mich entweder an den Weg zu erinnern oder den Weg auf einer Karte zu entziffern. Das sind sehr unangenehme Momente, und die ersten Male war es am schwersten. Inzwischen weiss ich, dass es so ist, und kann eher die Ruhe bewahren.

Besonders schlimm ist es, wenn ich im ÖV bin, der ja immer weiterfährt und ich wirklich nicht mehr weiss, wo ich eigentlich bin, obwohl ich weiss, dass ich es wissen müsste.

Ich habe mir ein dickes Fell zugelegt. Ich lasse einfach los. Egal, was eigentlich der Plan war. Ich akzeptiere, dass ich orientierungslos bin und auch dass ich den Termin verpasse, den ich jetzt eigentlich hätte. Mehr passiert ja in der Regel nicht.

Ich frage um Hilfe (um den Weg zu finden), ich entschuldige mich (bei den Menschen, die ich nicht rechtzeitig erreiche) und vertraue in mich und die Dinge, die ich noch kann.

Das alles noch zu können macht mich bei allem Verlust sehr dankbar. 


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