Eine Therapeutin, die mir ganz am Anfang bei meiner Krankheitsanerkennung sehr geholfen hat, sagte einmal, als ich ihr erzählte, wie ich mich zum Abschied bei den Kita-Mitarbeiterinnen bedankt habe: „Oh, wie schön, Sie bleiben sich treu! Sie leben die Qualitäten Ihres vorherigen Lebens ja weiter – nur in kleineren Gesten!“
Ich selbst konnte das gar nicht so sehen. Alles war ja plötzlich weg, und überall war nur das Gefühl von Überforderung, Verlust und Versagen. Doch je länger ich krank bin, desto besser verstehe ich, was sie meinte – und wie mich dieser Weltbezug ein wenig vor der Egozentrik schützt, in die man zwangsläufig zu kippen droht, wenn man ständig in sich hineinhören muss, um die Grenzen der eingeschränkten Möglichkeiten nicht zu überschreiten.
Denn dieses ewige Lauschen, gepaart mit dem Anspruch, dass die Welt so sein müsse, wie man sie haben will, führt zur Egozentrik. Und diese wiederum – da die Welt nicht aus der Selbstbezogenheit einer einzelnen Person besteht – zur Unzufriedenheit. Diese kann schliesslich so viel Platz einnehmen, dass man sein eigenes Wesen gar nicht mehr hören und wahrnehmen kann.
So verliert man das Kostbarste, was man hat: den wahren Kontakt zu sich selbst und der Welt.
Wenn es mir aber trotz allem gelingt, zu akzeptieren, wie mein Leben jetzt einfach ist, und ich den Mut und die Freude aufbringe, die Übersetzungsarbeit zu leisten – mich und meine Werte mit kleinen Gesten in die neuen Verhältnisse einzubringen –, dann erkenne ich mich in meiner Verbindung zur Welt wieder und kann sagen: Ich lebe mein Leben!