Freunde

Ich bin so dankbar für meine Freunde! Die Menschen, die zu mir gehören, verstehen mich auch, wenn es ihnen unerklärlich ist, was mit mir ist. Sie glauben mir, sind reflektiert genug zu wissen, dass mein Mich-nicht-melden nichts mit Ihnen zu tun hat, und sind auch nicht beleidigt, wenn ich ihre Unterstützungsangebote nur selten annehme. 

Denn Freunde um mich zu haben, kostet mich sehr oft mehr Kraft, als auszuhalten, dass etwas nicht gemacht ist. Ungesaugte Wohnung, dreckiges Waschbecken, Wäsche nicht gewaschen, Spülmaschine nicht ausgeräumt, nur zweimal die Woche duschen, nicht kochen, sondern Fisch aus der Dose essen? Das ist oft alles einfacher im Energiemanagement des Tages zu verankern, als einen meiner Freunde kommen zu lassen, der mich in diesen Dingen unterstützt.

Die Putzfrau kommt ja am Freitag. Für die muss ich mich nicht interessieren, bei ihr muss ich mein Interesse nicht unterdrücken, weil es mich zu viel Kraft kostet in der Freundschaft engagiert zu sein, sie erzählt mir nichts und ich muss auch nichts erzählen. Sie kommt zum Helfen, nicht als Freund:in. Das ist die Bedingung, unter der ich die so wichtige unterstützende Kraft annehmen kann, ohne am Ende mehr Energie zu verlieren. Denn es hat nichts mit Stolz zu tun, sondern einzig mit Kraft, die Lebensvollzüge energiesparend zu leben.


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