Ich bin erstaunt, wie viel stärker in den letzten Jahren die versteckten Schönheiten auf mich wirken. Damit meine ich die Dinge des Alltags, die eigentlich irgendwie selbstverständlich sind und im eng getakteten Alltag untergehen – also zumindest war das bei mir so.
Zu diesen Schönheiten gehören schön bepflanzte Blumenbeete, das Sonnenlicht, das durch die Bäume fällt und die schönen Altbauten bescheint, frisch gemähtes Gras, das Bild in der Praxis meines Arztes oder auch Briefmarken.
Diese kleinen Dinge tun der Seele so gut. Sie bereiten eine kurze Freude, und ich merke, wie sie zunehmend bewusster auf mich wirken. Und es drängt sich mir die Frage auf: Wirken sie immer so – auch wenn wir es vielleicht gar nicht bewusst wahrnehmen? Und was passiert, wenn zum Beispiel die Schönheit, die durch Briefmarken in unser Leben kommt, einfach wegfällt, die Blumenbeete nicht mehr schön bepflanzt werden und es, wenn auch unbemerkt, immer trister und uniformer wird? Wie prägt uns das?
Ich finde das Bild jedenfalls, das ich in den Jahren vor meiner Erkrankung im Wartezimmer meines Arztes eigentlich nie richtig wahrgenommen habe, plötzlich – jetzt, wo ich es wirklich anschaue – unheimlich schön. Und es ist mir eine kleine Freude in meinem Tag, wenn ich Briefe mit Sondermarken beklebe und damit ein bisschen Farbe in die Welt sprenkle!